Religionsunterricht trägt keine Verantwortung für leere Kirchen / Religionspädagogische Fachverbände dkv und AKRK widersprechen Kurienerzbischof Gänswein

Aktuelles on 22 Mar , 2016

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In einem Interview mit der Deutschen Welle kritisierte der Kurienerzbischof Georg Gänswein am
20.3.2016 die Glaubensvermittlung in Deutschland. Dem Glauben fehle die richtige „Wurzelnahrung“
durch mutige Glaubenszeugnisse. Gänswein warnt vor einem Glauben „light“ und bemängelt dabei den
Religionsunterricht. „Oft ist es so, dass nach der Schule die jungen Leute von ihrer Religion fast gar
nichts wissen und wenn sie nichts wissen, dann können sie auch mit der Religion nichts anfangen, da ist
es wichtig, dass man da wirklich Hand anlegt und Abhilfe schafft.“
Die Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik (AKRK) und der dkv-
Fachverband für religiöse Bildung und Erziehung (Deutscher Katecheten-Verein) stimmen Gänsweins
Diagnose von „leeren Kirchen“ und „Leerstellen“ in der Glaubensverkündigung und -vermittlung zu,
weisen aber seinen Versuch zurück, den Religionsunterricht für diese Krise verantwortlich zu machen.
Die Hinführung zur Teilnahme am kirchlichen Leben ist nicht primär Aufgabe des Religionsunterrichts,
noch kann dieser kompensatorisch katechetische Funktionen übernehmen. Der Religionsunterricht nimmt
im Kanon der schulischen Fächer eine geachtete Stellung ein und leistet einen wesentlichen und
anerkannten Beitrag zur Allgemeinbildung von Schülerinnen und Schülern.
Die von Gänswein geforderte Abhilfe kann aus Sicht von dkv und AKRK nur als eine gemeinsame
Aufgabe von Katechese und Religionsunterricht, von Kirche und Bildungseinrichtungen verstanden
werden, religiöse Bildung an den Lernorten Familie, Kirche und Schule zu stärken. Denn der
„konfessionelle Religionsunterricht lebt von seiner eigenen Gestalt, die es ihm erlaubt, unter den
Bedingungen der Schule seine Aufgabe zu erfüllen. Gerade in dieser Ausrichtung hat er sich in den
letzten Jahrzehnten gut entfaltet und behauptet. Nun dem Religionsunterricht aufzutragen, was eine
reduzierte Katechese nicht leisten kann, würde nicht nur die Katechese veröden lassen, sondern auch die
Anerkennung des Religionsunterrichts in Schule und Gesellschaft gefährden.“ (Erklärung des dkv „Den
Religionsunterricht nicht überfordern“ 2012)