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2018

Komm, wir heben einen Schatz – die Trinität!

Das nahmen sich 16 Lehr- und Lernwillige vor, die vom 31. Mai bis 3. Juni 2018 zur jährlichen dkv- Weiterbildung des Bistums Dresden-Meißen ins Kloster Wechselburg reisten – pünktlich zur 850-Jahr-Feier des kleinen Ortes mit Bierzelt, Schlagernacht und Karussell.

Die Teilnehmenden bekamen von den Referenten Prof. DDr. Oliver Reis aus Paderborn und Prof. Dr. Florian Bruckmann aus Dippoldiswalde andere Wege aufgezeigt, sich zu berauschen, zu tanzen und zu singen und ja, auch schwindlig zu werden. Mit geradezu greifbarer Präsenz und Energie luden die beiden ein, den Schatz zu heben, der sich im trinitarischen Bekenntnis des christlichen Gottesglaubens finden ließe. Christliche Tradition, Dogmatik erweist sich in diesem Verständnis als Innovationspotenzial. Wie das?

Zunächst ging es darum, die eigenen trinitarischen Bilder, aber auch die Grenzen offen zu legen. Hier offenbarte sich bereits eine beeindruckende Vielfalt an Zugängen, sozusagen trinitarisches Nachdenken über Trinität. Und schon begann der Schatz uns anzufunkeln: Trinität verschließt sich gegen alle monolithischen, eindimensional festgelegten Zugänge zur immer kontingenten Wirklichkeit.

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Das Nachdenken über diese Wirklichkeit, auch als politisch verfasste, korreliert mit der Rede von Gott. Diese These konnte der intensiven Arbeit an einem Aufsatz von Thomas Ruster aus dem Jahrbuch für konstruktivistische Religionsdidaktik entnommen werden. Je nach gesellschaftlichem und/oder politisch notwendigem Weltbild fiel auch das Gottesbekenntnis aus. Lange Jahrhunderte war der Blick auf die Welt von der Ausrichtung auf ein Reich, einen Herrscher, also auch einen Gott geprägt. Der – zu oft monolithisch verstandenen – Einheit Gottes stand und steht aber von Beginn an das Konzept der prinzipiell offenen Trinität gegenüber. Immer wieder gab es Konzilsentscheidungen oder Theologen-Plädoyers für die Trinität, Ruster liest beispielsweise das Credo von Nizäa als Möglichkeit, dem Glauben das Paradoxe zu bewahren.

Im weiteren Verlauf der Tagung galt es nun, die christologischen Überlegungen in den Blick zu nehmen, die zur Ausformulierung eines trinitarischen Bekenntnisses führten. Hier spielten grundlegende Entscheidungen eine Rolle, z. B. von Paulus für den Rückgriff auf den Bund Gottes mit Abraham statt einer verpflichtenden Bindung auch der Heidenchristen an die Gebote der Thora. Entscheidungen drängten über die Christologie zur Ausformulierung einer trinitarischen, offenen, Kontingenz zulassenden Gottesrede, wie sie auf den Konzilen von Nizäa, Konstantinopel und Chalkedon vorgenommen wurden: Gott ist einzig, ja, aber nicht weil er monolithisch, sondern weil er Gemeinschaft ist. Das „Schmuckstück“ Trinität funkelt und strahlt nun.

Und mit all diesem Wissen jetzt ab in die Grundschule, in den Seniorentreff der Gemeinde, zu pubertierenden Achtklässlern, Firmlingen, in ein Gespräch mit religiös „unmusikalischen“ Nachbarn, Erstkommunioneltern oder gestressten Abiturienten? Wie den „Schatz“ auch anderen sichtbar machen? Die Lösung ist ganz einfach: nicht (nur) Lehren und Lernen über Trinität, sondern trinitarisches Lehren und Lernen.

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Oliver Reis ist und hat uns überzeugt: Religion funktioniert im Modus des Erlebens. Christliches Lernen ist in seiner Grundform der Weg eines suchenden Menschen zu Gott, zu Gott als Vater. Damit sind die Gegenstände des Lernens gesetzt. In Jesus, dem Gott-Sohn begegnet ein bestimmter Stil des Lernens, ein dynamischer Stil, der Lernende zum Vatergott und zu sich selbst führt. Gott als Geist setzt die Gegenstände und den Stil des Lernens wiederum in ein kritisches Verhältnis. Christliches Lehren erweist sich als Lernen – auch darin drückt sich Trinität mit ihrer Idee einer offenen, liebenden, sich umtanzenden Gemeinschaft aus. So verstanden, hat religiöses Glaubenslernen auch eine gesellschaftspolitische Relevanz, denn in einer offenen, demokratischen Gesellschaft kann der Umgang miteinander nur trinitarisch, nicht monolithisch sein.

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Wem jetzt nicht schwindlig war, der hätte es im Bierzelt oder Karussell versuchen müssen. Geerdet wurde die Gruppe zwischen den Arbeitsphasen aber nicht nur durch die körperlichen Übungen, die Florian Bruckmann anleitete, sondern auch durch eifriges Singen. Aber was für Texte singen wir da eigentlich? Leisten die Lieder aus dem „Liederwald“, leisten die Themenbearbeitungen und Texte aus den gängigen Lehrbüchern den erarbeiteten trinitarischen Zugang zu einer christlich gedeuteten Wirklichkeit? Nicht alles Gesichtete wird dem Anspruch gerecht, den sich die Teilnehmenden in den Tagen erarbeitet haben, aber manches Lied, manches Buch birgt, poliert und entfaltet den Schatz. Lässt sich Trinität nicht nur erkennen, sondern im „göttlichen Akkord“ auch hören? Nach dieser Tagung sind die Teilnehmenden zumindest in mehr als einem Sinn beschenkt mit dieser neuen, alten Grundüberzeugung ihres Glaubens.

Ina Kollbeck

 

2015

Jesus von Nazaret – ein zweiter Gott? Kein zweiter Gott!

Eine Ermutigung (vielleicht gerade in Zeiten der Entmutigung) erlebten die 24 Teilnehmenden an der diesjährigen DKV-Fortbildung des Bistums Dresden-Meißen im Kloster Wechselburg. Liebevoll, kompetent, aber nie bevormundend schob der erfahrende Religionspädagoge und Seelsorger Dr. Jan Heiner Schneider aus Emmerich die je eigene Auseinandersetzung zu christologischen Themen an.

Ist Jesus aus Nazareth ein zweiter Gott? Ein Gott in Ausbildung? Gibt es einen Gegensatz zwischen historischem Jesus und kerygmatischem Christus? Was steht dazu eigentlich in der Schrift? Wird die Vermenschlichung des Christus übertrieben oder gar pervertiert? Wann, warum und für wen ist Jesus göttliche „Person“? Welche Rolle spielt die Auferstehung? Wie entwickelte sich das Gottes- und Selbstverständnis dieses Menschen? Was davon ist mir in meiner religionspädagogischen Arbeit wichtig? Und warum?

Fragen wurden angerissen. Gewissheiten brachen auf. Antworten entwickelten sich. Denkverbote lösten sich auf. Aus durchaus kontroverser Diskussion, aus Stille, Bildbetrachtung, Spaziergängen an der Mulde, einem altenglischen Lied, aus der szenischen Umsetzung von Gleichnissen und dem Mitbeten des Stundengebetes entstand die Ahnung von einem Verständnis Jesu Christi als wahrer Mensch und wahrer Gott. Es entstand ein je eigener Zugang. Es entstand ein Vermögen, die Spannung auszuhalten, dem Geheimnis seinen Raum zu lassen und trotzdem wachsam zu bleiben. Erfahrbar wurde: Zweifel sind mit anderen teilbar. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Eine tiefe und sehr berührende Verdichtung erfuhr die Auseinandersetzung im gemeinsam gefeierten Gottesdienst, in der Basilika direkt unter dem berühmten Lettner aus dem 13. Jh. sitzend. Gottvater und Gottsohn tragen dieselben Gesichtszüge und sind eines Alters.

So ermutigt gehen Lehrerinnen und Lehrer, Gemeindekatechetinnen von hier aus wieder in ihren Alltag zurück, ein Stück tiefer eingebettet in den prinzipiell offenen, unabgeschlossenen Prozess der Menschwerdung Gottes, der immer vermittelt werden will. Wieder einmal stellte sich das Kloster Wechselburg in mehr als einer Dimension als ein Ort heraus, der vom Licht umflutet ist.

Ina Kollbeck / Franziska Mellentin

 

2014

Eine kleine Resonanz auf die Fortbildungsveranstaltung „Literatur als ein Anders-Ort – Literatur und Theologie vom 08. – 11. Mai 2014 im Kloster Wechselburg

Zum guten Gelingen der Fortbildungsveranstaltung „Literatur als ein Anders-Ort – Literatur und Theologie“ hat im Wesentlichen die Gruppe selbst und hier insbesondere die dkv-Gruppe des Bistums Dresden-Meißen beigetragen. Das Engagement innerhalb dieser Gruppe habe ich als überdurchschnittlich groß erlebt. Hiervon zeugt beispielsweise die gut und umsichtig geplante lange Vorbereitungszeit von anderthalb Jahren und auch die ständige Präsenz und Ansprechbarkeit einzelner Verantwortlicher aus der Gruppe im Verlauf der ge­samten Tagung.

Bemerkenswert an dieser dkv-Gruppe ist in meiner Wahrnehmung, dass sie sich einerseits durch Stabilität und Verlässlichkeit auszeichnet (sie besteht seit mehr als zwanzig Jahren) und andererseits durch Flexibili­tät und Offenheit für neue Menschen (heterogene und wechselnde Teilnehmerschaft in den Fortbildungs­veranstaltungen), für neue Themen (Literatur, Film und Theologie) und für vielfältige methodische Zugänge (kooperative Arbeitsweisen, Lektürearbeit, Einzelarbeit, kreatives Tun etc.). Darüber hinaus hat mich beein­druckt, dass diese Tagung von einem hohen intellektuellen Niveau bestimmt war und zugleich von einer Bereitschaft zur existentiellen Auseinandersetzung mit den Themenfeldern: Intellektualität gepaart mit Herzenswärme, dies charakterisiert die Gruppe in meiner Wahrnehmung in einer besonderen Weise.

Als Referentin habe ich es als weitere Bereicherung erlebt – neben den bereits erwähnten Kompetenzen der Gruppe – die Besonderheiten und Herausforderungen der religionspädagogischen Praxis (Religionsunterricht etc.) im Bistum Dresden-Meißen kennen zu lernen. Beeindruckt hat mich hierbei vor allem das Durchhalte­vermögen sowie die Einsatzbereitschaft der Religionslehrerinnen und Religionslehrer.

Der Tagungsort „Benediktinerkloster Wechselburg“ befördert das Anliegen der viertägigen Fortbildungs­tagung – zum einen berufliche Fortbildung zu sein und zum anderen persönlich-existentielle Vertiefung zu ermöglichen – durch seine besondere spirituelle Prägung. In dem lebendigen Zusammenspiel von der Tradi­tion der Benediktiner, der dkv-Gruppe der Diözese, den evangelischen und katholischen ReligionslehrerIn­nen und dem Thema Literatur als Anders-Ort wurde das Kloster Wechselburg in meiner Wahrnehmung zu einem „Kloster des Herzens“, also zu einem Anders-Ort, der sich einerseits auf der Landkarte finden lässt und der andererseits auf keiner Landkarte zu finden ist.

Paderborn, 15. Mai 2014

Dr. Bergit Peters

 

2013

10 Jahre Deutscher Katecheten-Verein in Dresden

Fachverband für religiöse Bildung feiert mit Gästen aus dem ganzen Bundesgebiet. Vorstand neu gewählt.

Dresden, 18.11.2013: Er ist jung, seine Mitglieder sind engagiert und sein Ziel ist die Förderung der reli­giösen Bildung und Erziehung in der Diözese Dresden-Meißen. Am vergangenen Sonnabend, 16. Novem­ber, konnte der dkv-Diözesanverband des Bistums Dresden-Meißen sein zehnjähriges Bestehen feiern. Zugleich wählten die Dresdner dkv-Mitglieder während der Veranstaltung ihren neuen Diözesanvorstand: Franziska Mellentin und Markus Wiegel wurden im Amt bestätigt. Neu im Vorstand ist Prof. Monika Scheid­ler. Die langjährige Vorsitzende Andrea Wenzel trat nicht mehr zur Wahl an.

Gemeinsam mit Gästen aus dem ganzen Bundesgebiet beging der jüngste Diözesanverband des 125 Jahre alten Katecheten-Vereins am Samstag sein erstes großes Jubiläum. Neben Vertretern aus Bundes­vorstand und Wissenschaft gratulierte auch Bischof Heiner Koch: „Ich bin sehr dankbar, dass sie vor zehn Jahren die Initiative ergriffen und ein Forum des theologischen Austausches, qualitativ hochwertige Fort­bildungsange­bote sowie die Möglichkeiten zur Reflexion des eigenen Tuns bieten“, so der Bischof in sei­nem Grußwort, das er mit dem Wunsch nach vielen weiteren Jahren des dkv im Bistum Dresden-Meißen schloss.

Die langjährige Vorsitzende des Verbandes, Andrea Wenzel, und das Dresdner Bundesvorstandsmitglied Franziska Mellentin, ließen als Gründungsmitglieder die Festgäste an der dynamischen Entwicklung des Ver­bandes teilhaben. Begonnen habe demnach alles mit einer studentischen Initiative: „Die Studenten­zeit an der TU Dresden war geprägt von regem theologischen Austausch, intensiven persönlichen Begeg­nungen und gemeinsamen Feiern“, so die beiden Religionslehrerinnen. Am Ende der Studienzeit sei dann aber die Frage aufgekommen, wie es weitergehen könne, denn auch nach dem Studium wollte man in diesem fruchtbaren Austausch bleiben. „Auf die Möglichkeit der Vernetzung über den dkv machte uns Prof. Egon Spiegel aufmerksam“, erinnerte sich Franziska Mellentin. Nach einer dreijährigen „Probezeit“ als dkv-Dres­den sei schließlich am 3. November 2003 der dkv Dresden-Meißen entstanden. Der starke Zuwachs an Mit­gliedern freut besonders Andrea Wenzel: „Aus 20 Mitgliedern sind heute über 70 gewor­den“. Der dkv sei inzwischen eine feste Größe im Bistum, bestens vernetzt mit dem Ordinariat und dem sächsischen Bil­dungsinstitut in Bautzen.

Die Kieler Religionspädagogin und Bundesvorsitzende des dkv, Marion Schöber, machte in ihrem Fest­vor­trag unter Bezugnahme auf Papst Franziskus noch einmal deutlich, weshalb sich der dkv im Bistum so er­folgreich entwickeln konnte: „Als ihr vor 10 Jahren euren Diözesanverband gegründet habt, wart ihr keine ‘Museumsstatuen’, ihr seid immer kreativ gewesen und zu Änderungen in der Lage.“  Allein das Themen­spektrum der Fortbildungen zeige, so Schöber, was der Diözesanverband leiste, um den Erfah­rungsaus­tausch der in der Glaubensverkündigung Tätigen voranzutreiben und theologische Fragestellun­gen zu re­flektieren. „Wir sind offen in unserem Verband, in unserem Bistum und eben darüber hinaus“ resümierte Wenzel. Dass dies gelungen sei, sei ein Grund zu feiern.

Der Deutsche Katecheten-Verein e.V. (dkv) ist der mitgliederstärkste katholische Fachverband für re­ligiöse Bildung und Erziehung in Deutschland. Im dkv engagieren sich ca. 8.000 Christinnen und Christen, Religionslehrer/innen und pastorale Mitarbeiter/innen für die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit religiöser Bildung und Erziehung.

Dr. Tobias Weismantel

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