Studientag beleuchtet drängende Fragen des Synodalen Weges

Mit Entschiedenheit gemeinsam neue Wege gehen

Studientag beleuchtet drängende Fragen des Synodalen Weges

 

Trier/Koblenz – Jüngst hat Papst Franziskus einen weltweiten Synodalen Prozess angekündigt, bei dem sich ab dem kommenden Herbst Katholikinnen und Katholiken über die Zukunft der Kirche austauschen werden. In Deutschland läuft bereits seit rund zwei Jahren “Der Synodale Weg”, eine strukturierte Debatte zwischen Laien und Klerikern, die infolge der MHG-Studie angestoßen wurde. Während eines von der Universität Koblenz, der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und dem Deutschen Katecheten-Verein organisierten digitalen Studientages am 25. Juni hatten Interessierte die Möglichkeit, mit Beteiligten des Synodalen Weges ins Gespräch zu kommen. In der Abschlussrunde stellten sich die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Mitglied im Synodalpräsidium Karin Kortmann sowie Bischof Dr. Stephan Ackermann den Fragen nach Chancen und Grenzen des Reformprozesses.

 

Den thematischen Workshops zu den vier Foren des Synodalen Weges „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche”, „Priesterliche Existenz heute”, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche” und „Leben in gelingenden Beziehungen” ging ein Vortrag zur Synodalität aus kirchenrechtlicher Sicht von Dr. habil. Norbert Witsch voran. Der Privatdozent, der hauptberuflich in der Schulabteilung der Diözese Mainz tätig ist, unterstrich den Wegcharakter des Reformprozesses, der sich als „neues Modell” durch eine weitgehende Gleichstellung zwischen Bischöfen und Gläubigen auszeichne.

 

Transparenz und Kontrolle von Macht gefordert

 

In der finalen Gesprächsrunde, die von Fragen nach dem Stellenwert (klerikaler) Macht, der Sexualmoral sowie der Stellung von Laien und insbesondere Frauen in der katholische Kirche dominiert wurde, gab Kortmann zunächst einen Einblick in die Arbeit der Synodalversammlung. Einstieg in die Diskussion fanden die Moderatorinnen Prof. Dr. Angela Kaupp (Institut für Katholische Theologie Koblenz) und Dr. Daniela Mohr-Braun (Pastoralreferentin, Bistum Trier) mit der Frage, welche Rahmenbedingungen den Machtmissbrauch innerhalb der Kirche förderten, und auf welche Art Macht beschaffen sein müsse, um Missbrauch zu verhindern. Dazu sagte Bischof Ackermann: „Ein Gefahrenpunkt ist sicherlich ein übersteigertes Bild derjenigen, die Macht und Verantwortung wahrnehmen – vor allem dort, wo Macht sich stark auf einzelne Personen fokussiert.” Weitere wichtige Aspekte seien die Präzisierung von Straftatbeständen, die Kontrolle von Machtausübung und Transparenz. Hierbei könne die Kirche von demokratischen Prozessen lernen, so der Bischof. Die positive Kehrseite von Macht zeige sich in klar formulierten Regelungen, die „für alle sichtbar und nachvollziehbar” und rechtlich abgesichert sein müssten.

„Der Zorn der Frauen ist unüberhörbar”

„Nicht mehr nach der Macht fragen, sondern einfach machen. Ist das die Lösung?” – eine streitbare Frage, die auf den uneingeschränkten Zugang von Frauen für alle Ämter in der Kirche abzielte, beantworte Kortmann mit dem Hinweis darauf, dass in den vergangenen Jahren innerhalb der Diözesen vermehrt Frauen leitende Positionen übernommen hätten. „Das hat uns gefreut, aber es gibt noch Luft nach oben. Es muss sich durchziehen von der Gemeindeebene ausgehend bis hin zur nationalen Ebene.” Im ZdK etwa achte man bei der Besetzung von Ämtern auf Geschlechterparität. „Die entscheidende Frage wird sein: Wird der Diakonat für Frauen geöffnet?” Die gesellschaftlichen Schranken, die in den vergangenen Jahrzehnten mühsam abgebaut worden seien, seien sofort wieder vorhanden, wenn man sich in kirchlichen Zusammenhängen bewege. „Diese Schizophrenie muss man sich vorstellen: Auf der einen Seite werden Frauen gefördert, gewünscht und haben Gestaltungskräfte, aber innerhalb der katholischen Kirche gibt es die Abstufungen zwischen Geweihten und Nicht-Geweihten und dann wiederum unter den Laien zwischen Männern und Frauen. Das ist weder zeitgemäß noch der biblischen Botschaft entsprechend. Der Zorn der Frauen ist unüberhörbar.” Sie vertraue jedoch auf die deutschen Bischöfe, dass man „mit Entschiedenheit und im Vertrauen” gemeinsam neue Wege gehen werde. „Ich hoffe, dass wir an dem Punkt weiterkommen”, sagte Ackermann. Allerdings müsse mit Blick auf die Weltkirche Sorge getragen werden, „dass es nicht zum Bruch kommt”. Er selbst nehme die Möglichkeit der Frauenordination nicht als Bedrohung wahr – „überhaupt nicht”, betonte der Bischof.

 

Rund 45 Interessierte haben an dem digitalen Studientag teilgenommen; organisiert wurde er vom Institut für Katholische Theologie an der Universität Koblenz in Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und dem Deutschen Katecheten-Verein (Diözesanverband Trier) unter der Leitung von Professorin Dr. Angela Kaupp und Dr. Daniela Mohr-Braun.

Weitere Informationen zum Synodalen Weg gibt es auf www.synodalerweg.de.

 

(ih)